Forschung an der Abteilung Keltologie
Schwerpunkte/Forschungsinteressen
Die Forschungsinteressen in der Abteilung sind wie das Fach selbst divers, es werden vor allem die Sprachen und Kulturen von Wales und Irland vom Mittelalter bis in die Gegenwart geforscht.
Elena Parina befasst sich mit Texten, die ins Walisische übersetzt wurden – im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Dabei werden sowohl der Wissenstransfer als auch Sprachkontaktphänomene untersucht. Mehr zum aktuellen DFG-Projekt „Frühneuzeitliche Übersetzungskulturen von Wales: Aufbrüche und Kontinuitäten“, mitgeleitet von Prof. Erich Poppe (Philipps-Universität Marburg) finden Sie unten.
Bei Gisbert Hemprich liegt der Schwerpunkt im Bereich der mittelalterlichen insularen Schrift- und Handschriftenkunde (Paläographie und Kodikologie) im Rahmen der Untersuchungen zur mittelalterlichen Textüberlieferung. Bei letzterem interessieren ihn besonders der irische Ursprungsmythos und sein Nachleben. Hierzu gehört auch die Bedeutung der Idee einer irischen Oberherrschaft und ihre Wirkmächtigkeit in Bezug auf die Texttransmission vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Ein weiteres Forschungsinteresse gilt der alt- und mittelirischen Metrik und der bardischen Dichtung ab dem 13. Jahrhundert, ihrem gesellschaftlich-politischen Umfeld und der damit verbundenen bardischen Harfenkultur, der eine überragende Bedeutung zukommt und die bis heute nachwirkt.
Irene Balles befasst sich mit mittelalterlichen irischen und walisischen Texten und dem Gelehrtendenken, das in ihnen zum Ausdruck kommt. Ein weiterer, damit zusammenhängender Schwerpunkt ist die Rekonstruktion des Bildungskanons im Mittelalter.
Neben den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Themen stellen die beiden modernen keltischen Sprachen Walisisch und Irisch und ihre Literaturen einen Forschungsschwerpunkt dar. Im linguistischen Bereich ist die Erforschung von gegenwärtigen Prozessen bei den minorisierten Sprachen vielversprechend, u.a. bei Fragen der soziokulturellen Entwicklungen und der Demokratisierung. Die moderne irische Literatur geht einher mit (und wird geprägt von) Irlands Streben nach Befreiung von der englischen Fremdherrschaft. Im Kontext des kulturellen Nationalismus im 19. Jahrhundert und des Ringens um die gälische Sprache, Literatur und der Selbstversicherung einer eigenständigen irischen Kultur entsteht eine ganz neue, spannende Literatur, die es zu untersuchen gilt.
Laufende Foschungsprojekte
Zum DFG-Projekt „Frühneuzeitliche Übersetzungskulturen von Wales: Aufbrüche und Kontinuitäten“ im SPP 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit“ unter Leitung von Prof. Elena Parina (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) und Prof. Erich Poppe (Philipps-Universität Marburg) siehe hier:
Seit April 2021 widmen sich Lenore Fischer M.A., Köln, und Gisbert Hemprich, Bonn, der Forschung zum Nachleben und zur Weiterentwicklung von Brian-Bóruma-Texten in der Zeit nach 1200. Im Mittelpunkt steht ein Text aus dem 14. Jh. in der Handschrift Trinity College 1298 (= TCD MS H.2.7., p. 245b33). Der Text ist ein Prosimetrum und beginnt mit dem Satz "Is uime nar leigead". Darin werden die Ereignisse und Personen nach der Schlacht zwischen dem Oberherrscher Brian Bóroimhe[DB1] († 1014) und den Wikingern thematisiert. Zwei kürzere Gedichte sowie ein längeres, beginnend "Comlund in catha so na / tucsat Goill is Brian Banba", sind in den Text eingebunden. Dieses kommt nur hier vor.
Ziel des Projektes ist eine Edition. Es sind schon mehrere Vorträge von Lenore Fischer daraus hervorgegangen. Lenore Fischer beschäftigt sich schon seit mehreren Jahren mit Texten aus dem "Cath-Cluana-Tairbh"-Umfeld, also mit Texten zu jener legendären Schlacht aus dem Jahr 1014 in Cluain Tarbh nahe der damaligen Wikingersiedlung Dublin.