Universität Bonn

Celtic Studies

Colloquium in memoriam Rudolf Thurneysen 2024

Vom 29. bis 31. August 2024 organisierte die Abteilung für Keltologie ein multidisziplinäres internationales Colloquium zu Ehren des Keltologen und Indogermanisten Rudolf Thurneysen (1857–1940), dessen wissenschaftliches Erbe immer noch die Forschung wegweisend bleibt. Teilnehmende aus Deutschland, Großbritannien, Österreich, Italien und den Niederlanden kamen nach Bonn, um zusammen über die Forschung von Thurneysen zu reflektieren und zu diskutieren, die Wissenschaftsgeschichte zu betrachten und seine Forschungschwerpunkte gemeinsam weiterzuführen.

Die Relevanz der Veranstaltung kann auch dadurch bestätigt, dass auch vier Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin im August 2020, das coronabedingt verschoben werden musste, viele der Vortragenden, die für 2020 zugesagt hatten, auch 2024 die Idee der Tagung enthusiastisch begrüßt hatten und nach Bonn kamen.

Das Thurneysen-Colloquium begann am Donnerstagnachmittag mit einer Ansprache von Prof. Dr. Marion Gymnich in Vertretung des Dekanats der Philosophischen Fakultät und des IAAK, einem Willkommensgruß von Jun.-Prof. Dr. Elena Parina und – was uns besonders freute – einer kurzen Ansprache von Herrn Christopher John, einem Urenkel Thurneysens, der einige Anekdoten mit den Gästen teilte. Die beiden Keynotes stimmten die Gäste mit zwei interessanten Vorträgen auf die kommenden Tage ein. Während Gisbert Hemprich mit seinem Vortrag „Von Basel nach Bonn: Rudolf Thurneysen – ein Gelehrtenleben“ einen Überblick über die Biographie Thurneysens bot, ging David Stifter in seinem Vortrag „Where do we go from here?“ der Frage nach ob Thurneysens einflussreiches Handbuch des Alt-Irischen (zuerst 1909) in der Sprachwissenschaft des 21. Jahrhunderts noch relevant ist. 

Zum Start der Veranstaltung sowie dem anschließenden Empfang erschienen rund 60 Personen, die von einem tatkräftigen Team von Studentischen Hilfskräften betreut wurden. 

Der Freitagmorgen begann um 9.30 Uhr mit einem Vortrag von Stefan Zimmer, vormaliger Professor für Keltologie in Bonn, über „Esunertos, ein Brite in Gallien“. Es folgten zunächst weitere Vorträge zu Sprachzeugnissen aus der Antike,   gefolgt von literaturwissenschaftlichen Themen. Der Tag schloss mit einem humorvollen Beitrag über den „Geisterklub“ an der Universität Bonn, den Thurneysen selbst nach Freiburger Vorbild ins Leben gerufen hatte, sowie einem Vortrag über Thurneysens irischen Schülerkreis, der deutlich machte, wie viel das Fach Keltologie seinem Wirken als Lehrer verdankt. Der Tag klang mit einem gemeinsamen Abendessen im „Stiefel“ aus. 

Der letzte Tag der Tagung widmete sich linguistischen Themen.

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© Keltologie Bonn
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© Keltologie Bonn

Den krönenden Abschluss bildete eine Feierstunde am Samstagnachmittag am Grab Rudolf Thurneysens auf dem Poppelsdorfer Friedhof. Dieses war 2019 zufällig von Tim Hundenborn, einem damaligen Keltologiestudenten, wiederentdeckt worden. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen versammelten sich rund 30 Personen am Grab und lauschten Pádraig Ó Riains Rede, die nicht nur Thurneysen ehrte, sondern auch viele sehr persönliche Anekdoten aus seiner eigenen Zeit als Student in Bonn enthielt. Moderiert wurde der Nachmittag von Gisbert Hemprich und Brian Ó Catháin. Ein Höhepunkt war ein Ausschnitt des Gedichts Cid dia ndálait na daíni, das 1929 anlässlich von Thurneysens 72. Geburtstag von Osborn Bergin verfasst worden war und nun von Mícheál Ó Flaithearta in mittelirischer Aussprache vorgetragen wurde. Die Strophen waren in den vergangenen Tagen  mit Hilfe von Mícheál Ó Flaithearta, Brian Ó Catháin, David Stifter, Máire Ní Mhaonaigh, Peter Smith und vielen weiteren Tagungs-Teilnehmenden  übersetzt worden – bis zu diesem Zeitpunkt existierte keine Übersetzung des Texts. Eine Zeile der neunten Strophe dieses Gedichts wurde auch auf die Schleife des Kranzes gedruckt, der anschließend feierlich am Grab niedergelegt wurde.

Die Ansprachen am Grab und die folgende Niederlegung des Kranzes wurden von Diarmuid Johnson, der kurzfristig für die verhinderte Harfenspielerin[DB4]  aus Brüssel anreiste, auf Tin Whistle und Irish Flute begleitet. Die Melodien verliehen dem Nachmittag eine würdevolle Atmosphäre, die den Teilnehmenden sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird. 

Jasper Kaufhold und Elisabeth Brendes

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