Universität Bonn

Celtic Studies

Katechismen-Tagung 2024 in Bonn

Der sommerlichen Hitze tapfer trotzend kamen am 27. und 28. Juni 2024 im Bonner Universitätsforum insgesamt 34 Teilnehmende zu der Tagung „Contents of Faith in Transfer: Texts and Contexts of Early Modern Catechism Translations“ zusammen. Die Veranstaltung mit Workshop-Charakter wurde von der Abteilung für Keltologie im Rahmen des Forschungsprojekts „Frühneuzeitliche Übersetzungskulturen von Wales: Aufbrüche und Kontinuitäten“ organisiert, welches gemeinsam von Prof. Dr. Elena Parina (Bonn) und Prof. Dr. Erich Poppe (Marburg) geleitet wird und Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 2130 „Übersetzungskulturen der frühen Neuzeit (1450–1800)“ ist.

Katechismen spielten im Kontext der diversen inner- wie außereuropäischen Evangelisierungsbestrebungen in der Frühen Neuzeit, mittels derer (konkurrierende) Varietäten des Christentums aus religiösen oder auch machtpolitischen Gründen propagiert werden sollten, eine wichtige Rolle. Aufgrund der konfessionellen Ausdifferenzierung innerhalb des europäischen Christentums im Zuge der Reformation, aber auch im Rahmen der Mission nichtchristlicher Gruppen sowie hinsichtlich verschiedener Zielgruppen entstand hierbei eine Vielfalt von Texten mit unterschiedlichen Produktionsbedingungen, die in eine Vielzahl lokaler Sprachen übersetzt und sowohl handschriftlich als auch im Druck verbreitet wurden.

Auf der Tagung wurden nicht nur Übertragungen in ‚marginale‘ europäische Sprachen wie auch in außereuropäische Sprachen im Zuge der weltweiten Missionszusammenhänge vom 16. bis zum 18. Jahrhundert betrachtet, sondern zugleich auch Übersetzungen von Katechismen, die unterschiedlichen Ausprägungen des frühneuzeitlichen Christentums entstammen. Forschende aus Belgien, Frankreich, Griechenland, Grönland, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Tschechien und der Ukraine erörterten gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des SPP 2130, ob und welche Differenzen bei den Übersetzungsstrategien in den unterschiedlichen Kontexten (u. a. Erbauung und Belehrung eines der christlichen Religion schon länger angehörenden Publikums versus Mission in nicht-christlichen Kulturen) bestehen. Wie wird mit Unterschieden der grammatischen Struktur zwischen der jeweiligen Ausgangs- und Zielsprache umgegangen? Inwieweit und, wenn ja, wie werden Inhalte modifiziert und für das intendierte Zielpublikum bzw. die Zielkultur adaptiert? Werden bestimmte Inhalte im Zuge des Übersetzungsprozesses ‚reduziert‘ oder expliziert? Welche Katechismen werden als Ausgangstexte ausgewählt? Welche zugrundeliegenden Interessen und Kontexte können ermittelt werden? Wie spiegeln sich unterschiedliche Machtverhältnisse bzw. die Wahrnehmung dieser Verhältnisse zwischen den Ausgangs- und Zielkulturen in den Katechismusübersetzungen wider?

Die insgesamt 17 Vorträge, beginnend mit einer Keynote der Frühneuzeithistorikerin Prof. Dr. Antje Flüchter (Bielefeld), beinhalteten Überblicksdarstellungen, Fallstudien, Detailbetrachtungen und Projektvorstellungen. Wir durften uns über fruchtbare akademische Diskussionen und angeregte Pausengespräche freuen. Für die angenehme Atmosphäre und das allgemeine Gelingen sorgten nicht nur die Tagungsgäste, sondern natürlich auch ganz besonders ein engagiertes Team von Helfenden. Nochmals herzlichsten Dank!

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© Keltologie Bonn
Programm Katechismentagung
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