ICCS XVII in Utrecht
Die Bonner Keltologie beim XVIIth International Congress of Celtic Studies 2023 in Utrecht
Vom 24. bis 28. Juli hatten einige Mitglieder der Bonner Keltologie die großartige Chance, am ICCS in Utrecht teilzunehmen. Der ICCS ist der größte Kongress der Keltologie und deckt ein breites Spektrum an Themen ab – von Literatur, Linguistik, Geschichte, Archäologie, Musikwissenschaft bis Kunst ist alles dabei. Der Kongress findet nur alle vier Jahre an wechselnden Standorten und daher häufig in einiger Entfernung statt. Daher bot sich dieses Jahr eine einmalige Chance sowohl für Dozierende als auch Studierende aus Bonn in die Niederlande zu reisen. Während Dr. Gisbert Hemprich, Dr. Irene Balles, Jun.-Prof. Elena Parina und Lena-Marie Trinter eigene Vorträge oder Workshops hielten, begleiteten Franziska Burau und Elisabeth Brendes den Kongress für Bonn auf Instagram und nutzten die Chance zum Networking.
Nach der offiziellen Eröffnung am Montagmorgen und einem gemeinsamen Lunch begannen die Vorträge. Verteilt auf dreieinhalb Tage (Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag) gab es eine Auswahl von rund 280 Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden, sortiert nach Themenblöcken. Gisbert Hemprich war mit seinem Vortrag „Ireland and the Ukraine – how cultures are denied their right to exist” bereits am Montagmittag dran, Irene Balles („From History to Story: The Case of Orgguin trí mac Díarmata mic Cerbaill”) und Lena-Marie Trinter („Early Christian Celtic Monasteries – A Comparational Approach”) folgten am Dienstagmorgen. Vervollständigt wurde die Bonner Runde am Donnerstagmorgen von Elena Parinas Paläografie-Workshop „Handwritten Text Recognition Meets Celtic Studies: An Introduction to Transkribus“ in Zusammenarbeit mit Bernhard Bauer und Sara Mansutti.
Franziska und Elisabeth nutzten währenddessen die Chance, sich möglichst viele verschiedene Vorträge anzuhören – auch wenn dies immer mit sehr viel Raumwechsel verbunden war. Von Pikten, schottischen Ortsnamen, Frauen in mittelalterlichen irischen Texten, Merlin, nautischer Geschichte bis zu irischer Jugendliteratur und keltischen Elementen in Videospielen war alles dabei. Außerdem führten sie kleine Interviews mit verschiedenen PhD-Studierenden aus Cork und Maynooth, Mitgliedern der Association of Celtic Students, sowie Studierenden aus Utrecht und Marburg durch, um einen Einblick in die Arbeit und Organisation an und mit anderen Universitäten und Studenten zu bekommen. Zentral war dabei neben der Vernetzung immer die Frage nach ihrem Weg hin zu Celtic Studies, Hürden und Tipps, die auch für Bonner Studierende interessant sein könnten.
Neben dem Kongress wurde ein interessantes Kulturprogramm angeboten. Am Montagabend gab es neben einem frühniederländischen Musikkonzert auch ein Whisky- und Jenever-Tasting. Am Dienstag hatten die Besucher die Möglichkeit an einer von drei Stadttouren teilzunehmen. Bei einer Führung zu Fuß lernten Franziska und Elisabeth einiges über die Geschichte von Utrecht, wichtige Orte in der Stadt, ein Ufo und den Erfinder von Miffy. Am Mittwoch fanden keine Vorträge statt, dafür konnte man an einer von den angebotenen Exkursionen teilnehmen, die unter anderem nach Friesland, Leuven oder Zutphen führten. Vor Ort in Utrecht konnte man eine Führung mit Dr. Bart Jaski, Keeper of Manuscripts, durch die Special Collections der Utrecht University Library mitmachen, wo es neben bedeutenden Handschriften auch Dokumente der Utrechter Keltologen A. G. van Hamel und Maartje Draak zu sehen gab. Auch in Leiden konnte man dank Prof. Peter Schrijver und Dr. Nike Stam an der Universitätsbibliothek irische und walisische mittelalterliche Handschriften von Nahem betrachten.
Am Donnerstagabend gab es einen festlichen Empfang im Paushuize, einem prächtigen Stadtpalais, während für die Studierenden ein Student Dinner von der SV Asterix Utrecht organisiert wurde.
Am Freitag ging der Kongress mit zwei Plenarvorträgen zu Ende. Besonderen Anklang fand beim Publikum der zweite von Tríona Ní Shíocháin von der Maynooth University über Women’s Voices in Irish-Language Song, der mit beeindruckenden Darbietungen von Sean-nós-Liedern einherging [youtube link]. Nach einer Teepause folgte die Vorstellung der neu veröffentlichten Biographie von A. G. van Hamel.
Elisabeth Brendes
Kommentare
[Elisabeth & Franziska]
Aus studentischer Sicht war der ICCS definitiv eine prägende Erfahrung. Man hat viel gesehen und gehört, aber es war auch etwas überwältigend. Im Gespräch mit den Studierenden aus Marburg, kam doch heraus, wie klein man sich als Student bei so einer Veranstaltung fühlt und das es doch erstaunlich schwierig ist, die Hürde zu überwinden und mit deutlich etablierten Wissenschaftler:innen ins Gespräch zu kommen. Dennoch, war es gleichzeitig eine einmalige Erfahrung von der man viel gelernt hat.
[Elena]
Auch aus der Perspektive einer „deutlich etablierten Wissenschaftlerin“ war der Utrechter Kongress überwältigend, wie ICCSs immer sind. Aber ich persönlich kann sagen, dass es eine wunderbare Erfahrung für mich war: die schon lange bekannten Leute wieder zu treffen, viele junge vielversprechende Forscher:innen zu begegnen, neue Impulse zu bekommen und so viel lernen zu dürfen, das koordinierte Arbeiten des Orgateams mit Staunen zu betrachten, und auch als Teil der Bonner Truppe bei diesem Fest der Keltologie dabei zu sein.
[Gisbert]
Überaus dicht und beeindruckend war das Kongressprogramm, sodass einem leider der eine oder andere interessante Vortrag aus einer parallelen Session entgehen musste. Das Wiedersehen und der Austausch mit befreundeten Forschern und Forscherinnen ist immer ein wichtiger Aspekt beim ICCS, zu sehen, wie es thematisch und akademisch bei den anderen weitergegangen ist. Und dann die schöne Stadt Utrecht – wer soll das noch toppen?
[Irene]
Eine rundum gelungene Tagung im wunderschönen Ambiente von Utrecht, mit vielen kulinarischen, kulturellen, sozialen und auch wissenschaftlichen Highlights.