Vortrag in memoriam Rudolf Thurneysen: Bernhard Bauer
Im Rahmen der Vortragsreihe in memoriam Rudolf Thurneysen, die seit 1967 vom Thurneysenstiftungsfonds gefördert wird, gab Dr. Bernhard Bauer von der Universität Graz einen neuen Einblick in die Sprachzeugnisse, die auch von Thurneysen selbst eingehend erforscht wurden. Mit seinem Vortrag „Frühmittelalterliche Glossen: Eine Schnittstelle zwischen Keltologie, Linguistik, Digitalen Geisteswissenschaften und Mediävistik“ stellte der Keltologe den Zuhörenden am Mittwochabend, den 13. November 2024 seine aktuelle Forschung vor. Mit Hilfe moderner Technik konnten nicht nur Keltologie-, Mediävistik- und Digital Humanities-Interessierte vor Ort teilnehmen, sondern auch mehrere Kolleg*innen online als Teil einer Hybridveranstaltung dabei sein. Bernhard Bauer erzählte dem Publikum von Glossen – kleinen Anmerkungen abseits des Haupttextes – und von den spannenden Erkenntnissen, die man aus diesen unscheinbaren Notizen über die Verbindung zum Lateinischen und den kulturellen Kontext der Schreiber ziehen kann.
Der Vortrag begann mit dem Bild eines quakenden Frosches aus einem Kinderbuch und der spannenden Frage, wie Frosch und Rabe im Frühmittelalter klangen. Anschließend berichtete der Referent über sein ERC-Projekt „Gloss.IT. Celtic and Latin glossing traditions: uncovering early medieval language contact and knowledge transfer“, in dem er und sein Team digitale Editionen verschiedener Handschriften der Werke von Beda Venerabilis und Priscian erstellen, die insularkeltische (bretonische, irische und walisische) und lateinische Glossen enthalten. Mit dem Projekt sollen in Zukunft Glossen einfacher identifiziert, digitalisiert und erforscht werden können. In Folge dessen werden die wechselseitigen Beziehungen zwischen Haupttext und Annotationen, sowie zwischen den beteiligten Sprachen und auch dem historisch-kulturellen Kontext einfacher zugänglich gemacht. Am Ende kam auch die Antwort auf die wichtigste Frage des Vortrags: Rabe und Frosch sagten im Frühmittelalter cra und coax, was man anhand von Glossen erfahren kann. Durch den humorvollen Vortragsstil, der von vielen Bildern und Beispielen untermalt wurde, konnten auch fachfremde Zuhörende gut folgen, was beim anschließenden Umtrunk für zahlreiche Gespräche sorgte.

